Herzlich Willkommen

Ich bin 1964 geboren. Als ich ein Dreikäsehoch war – kurz bevor 1969 Neil Armstrong seinen berühmten „großen Schritt für die Menschheit“ tat -, hat man mir ein Bilderbuch von Tomi Ungerer vorgelesen:

Dem Mondmann ist in seiner silbernen Wohnung am Himmel langweilig. Neugierig beobachtet er die fröhlichen Menschen auf der Erde. Als ein Komet am Mond vorbeifliegt, rast er mit ihm zur Erde. Er ist voller Erwartungen, doch die Menschen begegnen dem Fremden mit Misstrauen und sperren ihn ein. Er aber flieht und findet einen alten Professor, der eine Rakete gebaut hat, mit der er zurück zu seiner Wohnung am Himmel fliegen kann.

 


I

Diese Geschichte muss bei mir einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen haben. Ich entwickelte jedenfalls die fixe Idee, es müsse eine Mondleiter geben, die der Mondmann jedesmal, wenn der Mond aufgegangen war, aufstellen würde, auf dass ich zu ihm emporklettern und ihn besuchen könnte. Leider habe ich das erwartete Ereignis Nacht für Nacht verschlafen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

II

Aber es lässt sich festhalten: Ich hatte erkennbar Einbildungskraft und fiel damit auch in der Schule auf. Im Abschlusszeugnis der 4. Klasse hieß es: „Mathias ist phantasievoll, einfallsreich und besitzt Sprachgewandtheit.“ Drei oder vier Jahre später begann ich, meinem jüngeren Bruder eine Fortsetzungsgeschichte zu erzählen, die ich auch aufschrieb („Bonni, der Nachtwächter“). Wieder Jahre später, als junger Vater, sollte ich meinen Kindern – ich habe zwei Söhne und eine Tochter, inzwischen alle erwachsen – mit Geschichten vom „Zauberer Schokolade“ den Weg zum Kindergarten und lange Autofahrten verkürzen oder abends im Bett das Einschlafen versüßen. Schon damals träumte ich insgeheim davon, Schriftsteller zu sein.

 

III

Nach der Schule studierte ich allerdings zunächst Theologie. Die Suche nach dem, was trägt, bewegte mich. Doch dogmatische Spitzfindigkeiten waren meine Sache nie; und die quasi verbeamtete Frömmigkeit des Pastorendaseins hätte mich eingeengt. So landete ich nach dem Theologiestudium im sozialen Bereich. Seither habe ich mit Menschen zu tun, die in irgendeiner Form „anders“ sind, sei es aufgrund einer Behinderung, sei es aufgrund dessen, dass sie aus einem fremden Kulturkreis stammen. Hier bin ich mit meiner Phantasie am richtigen Platz; denn Phantasie braucht es immer wieder, wenn ich die Menschen, mit denen ich arbeite, in ihrem Anderssein verstehen und mich in sie hineinversetzen möchte. Über all dem habe ich meine schriftstellerischen Ambitionen jedoch nicht vergessen. Die Geschichten vom „Zauberer Schokolade“ habe ich aufgeschrieben und inzwischen als Buch veröffentlicht. Weitere Projekte sind in Planung.